Stuttgart - Küchengesprächen haftet der Nimbus des Ungefilterten an, der aufrichtigen Aussprache in gelöster Atmosphäre. Die Volkshochschule (VHS) Stuttgart greift dieses Format im neuen Semester auf und lädt Promis zu Küchengesprächen mit Diana Hörger vom SWR ein. Damit ist der Schwerpunkt des Bildungsfrühlings eingeläutet: Ernährung, Genuss, Nachhaltigkeit.
Frank Nopper beim Küchengespräch
Den Anfang macht am 18. Februar Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper. Ihm folgen im März der Stuttgarter Gastronom Mario Ohno, im Mai der Profifußballer Timo Hildebrand sowie die Ballettmeisterin Sonia Santiago. Ferner kochen der TV-Koch Simon Tress gemeinsam mit einem Fan mit Downsyndrom und zuletzt der schwäbische Bundesminister für Ernährung, Cem Özdemir. Der Livestream ist im Internet abrufbar.
Der Themenschwerpunkt durchwirkt, wie ein Edelschimmel den Käse, das gesamte Themenspektrum der VHS, beispielsweise die Literatur und die Völkerkunde. Eine kulinarische Reise führt durch die Literatur, eine andere einmal um die Welt, und zwar in Kooperation mit in Stuttgart ansässigen Konsulaten. Mehrere Kurse widmen sich der Gesundheitsbildung, unter anderem ein Kochclub für Kinder in den Osterferien.
Auch im Zukunftsdialog tragen Experten und Expertinnen zum Thema bei. Unter anderem wird Niko Paech kommen, Buchautor und einer der profiliertesten Wachstumskritiker, kündigt Barbara Brodt-Geiger an, die Leiterin des Geschäftsbereichs Programmentwicklung und Digitales Lernen. Die Ökostation auf dem Wartberg veranstaltet einen Markttag zum Thema Nachhaltigkeit, unterweist Kinder im naturnahen Gärtnern und lädt zu einem Spaziergang durch Stuttgart und die Welt des (fairen) Kaffees ein.
Peruanisch kochen und dabei Spanisch lernen
Man kann auch beim Kochen Fremdsprachen lernen. Die VHS plant in ihrem Sprachenbereich im Frühling diverse Veranstaltungen, bei denen Referenten die Teilnehmer in ihrer Muttersprache anleiten. Einer davon ist Néstor Hugo, ein peruanischer Koch, bei dem die Teilnehmer ihre Spanischkenntnisse testen und erweitern können.
„Es ist sehr wichtig, dass wir an den Lebensstilen der Menschen ansetzen“, sagt VHS-Direktorin Dagmar Mikasch-Köthner. Das Thema Ernährung trifft offenbar ins Schwarze: „Unsere Lehrküche ist einer der meistfrequentierten Fachräume.“
Insgesamt 3000 Veranstaltungen aus allen Themengebieten sind im Frühjahr geplant, beispielsweise das Pressecafé zur Krawallnacht und der Frage, was die Stadt zusammenhält, wo die EU sicherheits- und außenpolitisch steht, wohin Putin steuert, wonach China greift und warum man sich um den Handel sorgen muss.
VHS hat digitalen Vorsprung
Die berufliche Bildung soll dem großen Fortbildungsbedarf gerecht werden, unter anderem mit der Vermittlung digitaler Grundkompetenzen, mit Bildungsangeboten entsprechend der Qualitätsrichtlinien von Arbeitsamt und IHK und mit der Schule für Erwachsene.
Wohin die Pandemie auch führt: „Wir sind gut vorbereitet“, sagt die Direktorin. 70 Prozent der Angebote seien 2021 online gelaufen, etliche Teilnehmer hätten dies als vorteilhaft empfunden. „Die Teilnehmer haben uns die Treue gehalten“, sagt Barbara Brodt-Geiger. Ihr digitaler Vorsprung hat die VHS Stuttgart zur Pilotschule gemacht. Sie entwickelt im Verbund mit anderen Volkshochschulen im Auftrag des Landes Konzepte und Musterkurse für digitale und hybride Kursangebote. „Ganz im Sinne der Unesco und deren Ziel, lebenslanges Lernen allen zugänglich zu machen“, sagt die Direktorin.