Songwriter Chris Cronauer im Interview
BUNTE.de: Warum bist du Songschreiber geworden? War das schon immer der Plan?
Chris Cronauer: Ja, das war immer mein Plan. In erster Linie bin ich Musiker und habe irgendwann angefangen, Gitarre zu spielen. Von dort bin ich dann in den Bereich der Studio-Aufnahmen gerutscht. Ich war schon immer eher der Studio-Typ und daraus hat sich das dann irgendwie herauskristallisiert.
Machst du die Texte oder die Melodie?
Ich würde sagen, mein Stärken liegen eher bei den Melodien, aber ich habe auch viele Text-Ideen in meinem Kopf. Generell ist es beim Songs schreiben aber immer ein gegenseitiges Geben und Nehmen und der Prozess verläuft immer anders. Letztlich ist es, glaube ich, gut, wenn man alle Werkzeuge beherrscht. Aber ich habe mich von dem Gedanken verabschiedet, alles alleine zu machen und überall der Beste zu sein.
Wie kann man sich als musikalischer Laie das Komponieren und Songschreiben in einer Gruppe vorstellen?
Man teilt auf jeden Fall nicht streng auf, wer welchen Teil des Songs übernimmt. Man versucht einfach zusammen das bestmögliche für den Song herauszuholen. Mal ist erst die Text-Idee da, mal zuerst die Melodie. Genau diese Unterschiedlichkeit macht den Job ja so spannend!
Und was ist dann der erste Schritt?
Meistens fängt man mit dem Refrain an, weil das die Wurzel des ganzen Songs ist. Der Song lebt davon! Wenn der Refrain Mist ist, ist meistens auch der Rest Mist.
Wie viele Leute sind dabei, wenn so ein Song geschrieben wird?
Das ist ganz unterschiedlich und jedes Mal ein individueller Prozess. Jeder Schreiber und jeder Künstler macht das für sich anders. Die alten Legenden wie Paul McCartney haben ihre Songs zum Beispiel ganz alleine geschrieben. Heute ist es aber oft üblich, dass man mit mehreren Leuten zusammen schreibt. Das mache ich immer sehr gerne. Dann sind wir in der Regel zu dritt oder zu viert.
Chris Cronauer gibt Tipps: So schreibt man einen Hit
Ist Songschreiben ein Handwerk, das man lernen kann oder hat man das einfach – oder eben nicht?
Du wirst nicht als starker Songwriter geboren. Aber ich glaube schon, dass das jeder für sich ausprobieren kann. Auch, wenn man schon ein gewisses Gespür für Musik haben muss. Ich bin zum Beispiel ein miserabler Handwerker und ich glaube, selbst wenn ich viel im handwerklichen Bereich machen würde, wäre ich nie gut darin.
Was ist die Formel dafür, einen Hit zu schreiben?
Es gibt bestimmte, eingängige Akkorde, die ein Lied auf einen Hit trimmen, zum Beispiel A-moll, F-dur, C-dur und G-dur. Am Ende des Tages ist aber das wichtigste, dass der Song eine emotionale Verknüpfung herstellt. Ich glaube, dass der Hörer es merkt, wenn man aus Druck heraus ein Lied schreibt. Wenn das Gefühl aber echt ist, kommt es auch an. Es gibt so viele Standardmelodien, die man schreiben kann, die vielleicht ein bisschen im Ohr bleiben, aber eigentlich nach nichts klingen. Du musst die Melodie finden, die besonders ist, aber trotzdem eingängig und einfach klingt. Das ist der tägliche große Kampf der Songwriter.
Muss der Song zum Interpreten passen oder der Interpret zum Song? Hast du beim Komponieren schon einen Interpreten im Kopf?
Wir schreiben natürlich auch Songs, von denen wir nicht wissen, wer sie am Ende singen wird. Wenn ich mich gerade danach fühle, schreibe ich es aber trotzdem. Dann kommt der Song auf die Welt und ein paar Wochen später merke ich, dass den doch eigentlich zu einem bestimmten Interpreten passen könnte. Andererseits kommt auch oft ein Künstler auf uns zu und sagt, dass er ein Lied in einem ganz bestimmten Stil braucht. Dann setzt man sich hin und arbeitet gezielt daran, genau dieses Produkt zu erschaffen.
Für wen schreibst du am liebsten Songs?
Für Vanessa Mai und Helene Fischer zu schreiben, waren große Ziele, die ich hatte. Es gibt aber nicht das eine Projekt oder den einen Künstler, mit dem ich mich am liebsten befasse. Mir macht es auch immer Spaß, zwischen den Genres zu wechseln.