Im Leben gibt es immer wieder schwierige Situationen und Rückschläge. Das können eine Trennung, ein Jobverlust, familiäre Konflikte, aber auch die anhaltenden Erschwernisse der Corona-Pandemie sein. Wie gut wir mit solchen Krisen umgehen können, hat viel mit Selbstliebe zu tun. Denn auf dieser Fähigkeit, die wir schon als kleine Kinder lernen sollten, beruht unsere psychische Widerstandskraft.
Selbstliebe als Kernfähigkeit in der Krise: Ich bin gut so, wie ich bin
Selbstliebe ist das tiefe innere Wissen, dass wir genau so, wie wir gerade sind, gut und vor allem gut genug sind. Und zwar unabhängig davon, ob wir uns aktuell scheiden lassen oder im Job einen großen Erfolg erleben. Unser Wert als Mensch ist komplett losgelöst von diesen äußeren Umständen und (Fehl-)Leistungen. Dieses Gefühl müssen wir ganz tief in uns verankern – und das am besten schon während unserer Kindheit.
"Die ersten Jahre sind zentral für die Entwicklung der psychischen Widerstandskraft", erläutert Miriam Prieß gegenüber dem "Business Insider". Die Ärztin ist Spezialistin für Ängste, Depressionen und Burn-out. Deshalb ist die Beziehung, die wir zu unseren Eltern während unserer ersten Lebensjahre haben, so wichtig für die Entwicklung unserer Selbstliebe. Denn was sie uns vorleben – sowohl im Umgang miteinander als auch im Umgang mit uns – prägt uns ein Leben lang. Eltern sollten ihren Kindern daher mit liebevollem Interesse für sie als eigene Personen begegnen.
Diesen Fehler machen viele Eltern bei ihren Kindern in Bezug auf Selbstliebe
Stattdessen suggerieren viele Eltern ihren Kindern – wenn auch oft unbewusst –, dass sie nur oder zumindest mehr geliebt werden, wenn sie bestimmte Erwartungen erfüllen, etwa wenn sie "lieb sind". Diese Erziehungsmethoden können aber verhängnisvoll sein, denn sie legen den Grundstein dafür, dass Kinder diese erlernten Muster der an Bedingungen geknüpften Liebe in ihrem späteren Leben wiederholen.
Wichtig ist, dass Eltern ihrem Nachwuchs auf Augenhöhe begegnen. Nur so können Kinder lernen, dass sie sich nicht verändern müssen, um geliebt zu werden. "Damit wir offen für uns selbst sind, uns und anderen gegenüber Mitgefühl entgegenbringen können und Selbstliebe entwickeln, müssen unsere Eltern uns zeigen: So wie du bist, bist du gut. Es ist nicht alles gut, was du tust — aber du, du bist gut", verrät Miriam Prieß weiter. Diese deutliche Unterscheidung zwischen unserem bedingungslosen Wert als Mensch und unseren Handlungen sowie auch dem, was uns widerfährt, ist essenziell. Denn nur so können wir als Erwachsene diese Selbstliebe praktizieren und Resilienz im Umgang mit Krisen aufbauen.