Michelle Gisin auf dem Podest, drei Schweizerinnen in den Top 7. Und ein erfolgreiches Comeback nach langer Leidenszeit von Aline Danioth: Der Slalom von Lienz war aus Schweizer Sicht besonders emotional.
Gabriel VilaresDruckenTeilenDer Slalomhang im österreichischen Lienz liegt Michelle Gisin. Vor zwei Jahren fuhr die 28-Jährige dort erstmals auf ein Weltcup-Podest in dieser Disziplin. Nach dem 1. Lauf deutete vieles darauf hin, dass sich ein solches Ergebnis wiederholen lassen würde.
Die Engelbergerin durfte das Rennen eröffnen und nutzte die Gunst der Stunde. Es war zwar keine perfekte Fahrt, dafür aber eine mutige und risikoreiche. Mit acht Hundertsteln Rückstand auf die Bestzeit durfte sie gar mit einem Sieg liebäugeln. Der 2. Lauf verlief dann mit Fehlern im oberen Streckenteil, ab dem Mittelteil vermochte sie das Blatt nochmals zu wenden und klassierte sich auf dem 3. Schlussrang.
«Unglaublich, es ist verrückt. Ich muss das erst noch verarbeiten, es geht alles irgendwie schnell. Es ist einfach nur extrem cool», liess Gisin im TV-Interview verlauten. Nach der Erkrankung im Sommer am Pfeifferschen Drüsenfieber beeindruckt die Kombinations-Olympiasiegerin von 2018 weiterhin. Nach Rang 3 im Riesenslalom von Courchevel ist es bereits der zweite Podestplatz der Saison. Keine Selbstverständlichkeit, denn die 28-Jährige kämpft weiterhin mit den Folgen der Infektion.
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Gisin kämpft weiterhin mit Folgen des Infekts
«Am Morgen habe ich mich eigentlich gar nicht gut gefühlt. Glücklicherweise ist es mir dann beim Rennen gut ergangen. Im Moment ist es aber nach wie vor ein wenig ein Würfeln. Ich weiss nie, wie es mir gehen wird», offenbart die Obwaldnerin.
Einmal mehr war die Slowakin Petra Vlhova nicht zu schlagen. Die Gesamtweltcup-Siegerin der vergangenen Saison verteidigte ihre Führung aus dem 1. Durchgang und triumphierte 0,51 Sekunden vor der Österreicherin Katharina Liensberger. Die 26-Jährige feierte im 4. Slalom-Rennen der Saison den dritten Triumph. Gisin büsste auf die Bestzeit 68 Hundertstel ein.
Zwei weitere Swiss-Ski-Athletinnen sorgten für ein tolles Schweizer Team-Ergebnis. Wendy Holdener konnte sich nach einem verhaltenen 1. Lauf steigern, um fünf Positionen verbessern und das Rennen auf dem 5. Rang abschliessen. Einen Tag nach ihrem Karrierebestergebnis im Riesenslalom – dem 7. Platz – vermochte Camille Rast auch im Slalom zu überzeugen. Die 22-jährige Walliserin klassierte sich auf dem 7. Rang. Erst einmal gelang ihr ein noch besseres Ergebnis in dieser Disziplin.
Danioth vergiesst Tränen der Erleichterung
Aus Schweizer Sicht ereignete sich in Tirol eine weitere besonders erfreuliche und emotionale Geschichte. Aline Danioth startete nach 710 Tagen wieder an einem Weltcup-Rennen. Rückblende: Am 19. Januar 2020 stürzte die 23-jährige Urnerin beim Parallel-Riesenslalom in Sestriere. Ein folgenschwerer Sturz. Das vordere Kreuzband am rechten Knie riss, auch der Meniskus wurde in Mitleidenschaft gezogen. Nur 10 Monate später erleidet Danioth das gleiche Schicksal. Erneuter Riss des Kreuzbands nach einem Sturz bei einem Slalom-Training auf der Diavolezza.
Nach drei Operationen fand die lange Leidenszeit der jungen Athletin ein Ende. Im Anschluss ihrer Comeback-Fahrt rekapitulierte Danioth im TV-Interview nochmals die zweijährige Absenz und vergoss Tränen: «Es war schwierig, die Emotionen beim Start im Griff zu behalten. Es ist einfach nur schön, wieder zurück zu sein.» Am Ende schauen mit dem 25. Platz gar Weltcup-Punkte raus. «Das war ein perfektes Comeback. Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können.» Die Andermatterin lässt nur erahnen, wie gross die Genugtuung sein muss. Es ist ihr zu gönnen.