Einer der großen Übeltäter ist Plastik. Ob noch im Meer schwimmend oder auf dem Grund liegend, die Umweltverschmutzung der Meere ist längst sichtbar. Plastik, das im Laufe der Zeit in Kleinstpartikel zerfällt, vergiftet die Meeresbewohner und damit verbunden auch uns. Leonardo DiCaprio beispielsweise engagiert sich seit Jahren für die Rettung der Ozeane. Doch neben der Verschmutzung von Plastikmüll sind Beifang, Überfischung, illegale Fischerei, Korruption und die Zerstörung mariner Ökosysteme weitere große und vor allem heikle Themen in der Fischereiindustrie, auf die unter anderem der Netflix-Film "Seaspiracy" zu Recht hinweist, denn unsere Meere sind in Gefahr.
Was aber keineswegs außer Acht gelassen werden sollte, ist, dass es in unseren Meeren ein weiteres großes Problem gibt, das leider häufig verborgen bleibt.
Massentierhaltung unter Wasser: Die Lösung eines Problems?
Insgesamt sind weltweit knapp 800 Millionen Menschen abhängig von Fang, Produktion, Verarbeitung und Verkauf von Fisch und Meeresfrüchten. Vor allem in den Entwicklungsländern spielen sie eine wichtige Rolle, denn für die Menschen dort sichert Fisch zum Einen das Einkommen, zum Anderen ist es eine wichtige Nahrungsquelle.
Überall auf der Welt stehen Fischgerichte auf der Speisekarte – nicht nur in den Schwellen- und Entwicklungsländern, sondern auch hier bei uns in Europa. Der Konsum von Fischen und Meeresfrüchten ist hier sogar so hoch, dass Europa auf den Import dieser angewiesen ist, wenn der eigene Fischbedarf in den Ländern gedeckt werden soll, denn mit den Erträgen aus den eigenen Meeren würden sie es allein nicht schaffen.
Aus einer großen Nachfrage entsteht ein Angebot: Massentierhaltung – und damit ein großes Problem! In sogenannten Aquakulturbetrieben werden unter anderem massenhaft Fische kontrolliert aufgezogen, gehalten und vermehrt, um vor allem die globale Nachfrage nach Fisch zu stillen. Je mehr Geld und Zeit für Aquakulturbetriebe aufgebracht werden, desto ertragintensiver möchten die Besitzer sie natürlich auch betreiben. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Schutz und das Wohl des Tieres leider hinten angestellt werden und der Profit somit an erster Stelle steht.
Sind Aquakulturen ein ökologisches Desaster?
Diese Aquakulturen sollen in der Theorie die Lösung für die Überfischung sein, in Wahrheit helfen sie nicht zwangsläufig dabei, die Überfischung der Weltmeere einzudämmen. Ein Grund dafür ist zum Beispiel der große Futtermittelbedarf, der eine Aquakultur so mit sich zieht. So werden jedes Jahr circa 20 Millionen Tonnen Wildfisch gefangen und zum Teil gezielt zu Fischmehl und -öl verarbeitet, die wiederum zum Großteil als Futter für die Tiere in den Aquakulturen verwendet werden anstatt den menschlichen Fischbedarf zu decken.
Nicht nur das, aufgrund von schlechten Haltungsbedingungen, aber auch durch Stress sind Verletzungen der Fische: Der Ausbruch von Krankheiten und der Befall von Parasiten ist in solchen Aquakulturen leider inzwischen die Regel und nicht mehr die Ausnahme. Werden zu viele Tiere zeitgleich gemästet, können außerdem Begleiterscheinungen auftreten. Um dem entgegenzuwirken, werden unter anderem Antibiotika und Pestizide eingesetzt, die das Wasser verunreinigen. Und je mehr Fische in einem Becken gehalten werden, desto mehr Exkremente, Kadaver und Nahrungsreste kommen im Wasser zusammen, die sich am Boden sammeln und schlussendlich in anderen Gewässern landen.
Deshalb gilt es künftig, diese Aquakulturen besser und nachhaltiger zu gestalten. Wird sich am Tierwohl orientiert und werden die Tiere ressourcen- und umweltschonend aufgezogen, kann die Aquakultur eine Bereicherung für den Fischbedarf sein und einen positiven Beitrag dazu leisten, dass Wildfischbestände entlastet werden.Alternative Futtermittel aus regionalen Pflanzen oder Insekten werden bereits erforscht, um später schließlich das Fischmehl und -öl ersetzen zu können. Ein bewusster Verzicht auf Fisch und anderen Meerestieren wäre ein weiterer wirksamer Schritt, um die Meere dieser Welt zu schützen und sie weniger zu belasten, jedoch ist auch eine Vielzahl von Menschen abhängig von der Fischerei und Aquakultur. Ein Segen und Fluch zugleich!
Für mehr Informationen empfehlen wir Ihnen die folgenden Werke:
Verwendete Quellen: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, WWF, ÖkotestGala