Gerstengras: Was bringt das angebliche Superfood? | BRIGITTE.de

Gerstengras und Weizengras sind mittlerweile in vielen Supermärkten und Drogerien in Pulverform oder als Kapseln erhältlich. Sie sollen angeblich wahre Gesundheitsbooster sein. Das Gras wird nach drei bis sechs Wochen Keimung geerntet, noch bevor es Körner bildet. Dabei werden die Grashalme gefriergetrocknet und zu Pulver verarbeitet. Im Anschluss landet das Pulver als Zutat in grünen Säften, Smoothies, Joghurts oder im Salatdressing. Manchmal ist es auch als fertiges Getränk zu finden. Was kann Gerstengras, für wen kommt es in Frage und was gilt es zu beachten?

Superfood? Gerstengras ist nicht gesünder als frisches Obst und Gemüse

Vor allem in den Sozialen Medien preisen Influencer und Influencerinnen Gersten- und Weizengras als sogenanntes Superfood an. Das grüne Pulver ist auch gesund, es hat einen hohen Nährstoffgehalt. Die Gräser enthalten Vitamin C, Vitamin B1 und Vitamin A, Eisen, Kalium, Zink, Magnesium, Calcium, Kupfer und Ballaststoffe. Nicht nur mit positiven Effekten für die Gesundheit selbst werben die Hersteller des Produkts. Gerstengras soll zudem das Haarwachstum fördern und für stärkere Nägel und schönere Haut sorgen.

"Auch wenn die faserigen Halme von Weizen- und Gerstengras wertvolle Inhaltsstoffe enthalten, ist deren Konzentration in der Regel nicht höher als in frischem Obst und Gemüse", klärt das Bundeszentrum für Ernährung auf. Um die empfohlene Tagesdosis für bestimmte Vitamine und Mineralstoffe zu erreichen, benötige es sehr hohe Mengen. Der teils angepriesene Wirkstoff Chlorophyll spiele für die Ernährung kaum eine Rolle. Der grüne Pflanzenfarbstoff werde "zum größten Teil ungenutzt ausgeschieden, da er vom Körper nicht aufgenommen werden kann". Zudem gibt das Amt zu bedenken, dass es bislang kaum wissenschaftliche Studien gebe, "die einen gesundheitlichen Nutzen der Gräser bestätigen".

Wer sollte besser die Finger von Gerstengras lassen?

Wer sich dennoch einmal täglich einen kleinen Gesundheitsbooster gönnt, sollte auf die angegebene Menge in der Packungsanweisung achten. Üblicherweise landen zwei gehäufte Teelöffel des Pulvers in einem Glas Wasser. Gut umrühren und genießen. Vorsicht: Wer zu viel konsumiert, riskiert Bauchschmerzen. Das ballaststoffreiche Gerstengras ist zwar gut für die Verdauung, jedoch nur bis zu bestimmten Mengen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt zudem, dass die Produkte beim Anbau und bei der Weiterverarbeitung mit Krankheitserregern wie Escherichia coli in Kontakt kommen können. Bedenklich ist dies deshalb, da die Gräser nicht erhitzt werden, bevor sie zu Pulver verarbeitet werden. Schwangere und Personen mit geschwächten Abwehrkräften sollten sich ärztlich beraten lassen, ob Gerstengras und Weizengras für sie infrage kommen.

Statt Pulver und Kapseln die Gräser in die Ernährung einbinden