Til Schweiger zeigt sich im Trailer zum Film "Eine andere Freiheit" "entsetzt" von der Impfung für Kinder und kritisiert die deutsche Corona-Politik.Bild: dpa
Til Schweiger bekommt nach Corona-Aussagen harte Reaktionen im Netz
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"Für Kinder ist dieser Virus absolut harmlos", sagt Schweiger dort, eine Impfung mit ihren noch unbekannten Langzeitfolgen sei im Vergleich viel gefährlicher. Aus diesem Grund halte er persönlich das für "entsetzlich".
Hier der ganze Trailer zum Film.Video: YouTube/schutzfilmDer Hashtag #Schweiger zwischenzeitlich auf Platz 1 der Twittertrends
Besonders auf Twitter polarisierten diese Worte extrem. Der Hashtag #Schweiger liegt sogar zwischenzeitlich auf Platz 1 der Twittertrends. Dabei werden nicht nur Schweiger, sondern auch andere Promis, die in dem Trailer zu sehen sind, in die Mangel genommen und bekommen gleichzeitig Lob aus der Querdenker-Szene.
Neben Til Schweiger sind auch der Initiator von #Allesdichtmachen, Dietrich Brüggemann, sowie Miriam Stein, die zusammen mit Ehemann Volker Bruch ebenfalls bei der Instagram-Kampagne, die im Frühjahr einen gehörigen Shitstorm abbekam, mitgewirkt hatte. Aber auch die österreichische Schauspielerin Nina Proll ist in dem Filmchen zu sehen und bekommt dementsprechend im Internet ihr Fett weg.
Laut Twitter-User Aigner kosten solche Filme Menschenleben
Florian Aigner etwa, ein österreichischer Physiker und Autor schreibt auf dem Kurznachrichtendienst: "Man muss es ganz hart sagen: Solche Filme kosten Menschenleben. Wer bei solchen Filmen mitmacht, macht sich schuldig. Das hier ist nicht bloß 'Meinungsäußerung', sondern klarer Schwachsinn."
Weiter beklagt Aigner Schweigers Aussage, dass die Impfstoffe angeblich nicht erforscht wurden: "Er spricht von einer 'Impfung, die man nicht erforscht hat'. Das ist Dummheit in ungeheurem Ausmaß. Es gibt kaum medizinische Eingriffe, die besser erforscht sind. Die klinischen Studien wurden mit zehntausenden Menschen durchgeführt, inzwischen gibt es MILLIARDEN Geimpfte."
Laut Stiko überwiegen die Vorteile einer Impfung ab 12 gegenüber dem Risiko
Selbst die Ständige Impfkomission (Stiko) hatte die Corona-Impfung für Kinder ab zwölf Jahren empfohlen, und zwar mit den Sätzen, dass "nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen".
Für den Anästhesisten und Vorstand der Ärztekammer Nordrhein, Steffen Veen, sind die Aussagen Schweigers und Co. für die Pflegeteams auf Corona-Intensivstationen "ein Schuss ins Bein".
Doch nicht nur die Impfung an Kindern kritisiert Schweiger in dem Clip scharf, auch in Bezug auf eine angebliche Aussetzung des Grundgesetzes hört man in dem Trailer Aussagen, die man eigentlich genau so aus der Querdenker-Szene kennt.
Mit Aussagen zur Aussetzung des Grundgesetzes bringt sich Schweiger selber in die Querdenker-Ecke
"Das andere Schlimme ist die Gesetzesänderung, die unser Grundgesetz mehr oder weniger außer Kraft gesetzt hat. Damit werden die Leute ja jetzt praktisch erpresst oder verführt – indem man sagt: Wir geben euch einen Teil eurer Grundrechte, die man uns aufgrund unserer Verfassung nicht nehmen kann, aber dann könnt ihr wieder reisen, dann können die Kinder wieder zu Oma gehen, ohne Angst", sagt der Schauspieler in dem Trailer.
Twitter-Autor Lorenz Meyer bezeichnet diese Aussagen des 57-jährigen gar als Beispiel für den Dunning-Kruger-Effekt: "Til #Schweiger liefert mit seinen neuesten Äußerungen gegen das Impfen und "Grundrechtseinschränkungen" ein tolles Beispiel für den Dunning-Kruger-Effekt ab: Die 'kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen.'"
Gegenüber t-online beschrieb auch der Münchener Filmproduzent und Anwalt Peter Heilrath, der Schweiger flüchtig persönlich kennt, die Aussagen in dem Video als völligen "Unsinn": "Auch ein Til Schweiger sollte wissen, dass verschiedene Grundrechte, wie zum Beispiel Leben und Freiheit, immer in Konkurrenz zueinander stehen. Parlamente und Verwaltung loten das Verhältnis aus. Und jede Entscheidung und jedes Gesetz kann auch gerichtlich überprüft werden – auch von Schauspielern, die wilde Behauptungen in die Welt setzen."
Schweiger war in der Vergangenheit durch Nähe zu Corona-Leugnern aufgefallen
Schon in der Vergangenheit hatte Til Schweiger mehrfach mit der Nähe zur Kritikern der deutschen Corona-Politik auf sich aufmerksam gemacht. So machte er unter anderem Werbung für den Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen, zeigte sich auf Instagram mit seinem "Helden" und gleichzeitigem Querdenken-Blogger Boris Reitschuster und zitierte auf Instagram den Corona-Leugner und HNO-Arzt Bodo Schiffmann.
Gerade aus den Reihen dieser Blase bekommt Til Schweiger nun gehörigen Applaus. Der Schauspieler wird mit hoher Warscheinlichkeit vielen in der Querdenker-Szene als Vorbild gelten, wie es auch schon die Prominenten, die sich unter #Allesdichtmachen über die deutsche Corona-Politik ausließen, geschah. Aber auch unpolitische Menschen könnten sich von Schweigers aussagen beeinflussen lassen.
Im Frühjahr sprach watson mit Alexander Waschkau. Waschkau ist Psychologe und Publizist. Bekannt ist er vor allem durch den Podcast "Hoaxilla", den er zusammen mit seiner Ehefrau Alexa Waschkau seit 2010 moderiert. In dem Audio-Format beschäftigen sich beide aus wissenschaftlicher Perspektive mit Verschwörungsmythen und anderen Legenden.
Waschkau zeigte sich damals entsetzt über die Aussagen von beliebten Schauspielern wie Jan Josef Liefers, Volker Bruch oder Ulrich Tukur. Laut Waschkau nutzten hier "bekannte Menschen ihren Status und höhlen weiter die Demokratie aus".
Unpolitische Menschen könnten durch Schweigers Aussagen zu Verschwörungsmythen gebracht werden
Das Problem sei, dass Prominente eine unglaubliche Reichweite hätten. "Sie erreichen auch unpolitische Menschen und bringen sie mit diesen Verschwörungsnarrativen in Kontakt."
Bis jetzt hat sich Til Schweiger noch nicht zu seinen Aussagen in dem Trailer geäußert. Seine Meinung in dem Video bliebe unabhängig davon bestehen, wie Waschkau im watson-Interview in Bezug auf #Allesdichtmachen deutlich machte: "Eine spätere Einordnung oder Richtigstellung wird nicht mehr wahrgenommen und nicht mehr geteilt."
(nb)