Er ist der erste hybride Supermarkt Deutschlands: In Köln können Kunden in einer Rewe-Filiale einfach mit dem vollen Einkaufswagen aus dem Laden spazieren. Wie das funktioniert, erfahren Sie hier.
Europapremiere für den ersten hybriden Supermarkt mit kassenloser Bezahlmöglichkeit, wie es Rewe nennt. Über mehrere Monate hinweg haben 300 Mitarbeiter den neuen Supermarkt getestet. Rund 3.000 Einkäufe wurden nachgestellt und über 15.000 Produkte kassenlos eingekauft. Jetzt ist es so weit: Der Supermarkt in der Kölner Zeppelinstraße startet jetzt auch für seine Kunden den Bezahlvorgang ohne Kasse.
Hybrider Supermarkt bezieht sich vor allem darauf, dass dem Kunden die Wahl gelassen wird: Bezahlvorgang an der Kasse oder automatisiertes Erfassen der gewählten Produkte und Rechnung im Nachhinein per App.
Grundlegend unterscheidet sich der Supermarkt nicht von anderen Geschäften seiner Art. Lediglich die zahlreich vorhandenen Datenschutzhinweise am Eingang sowie die neumodische Einlassschranke weisen auf einen neuen Typus Supermarkt hin.
Wer es lieber klassisch mag, kann wie gewohnt an der Kasse bezahlen – Waren aufs Band legen und in der Schlange warten inklusive.
Wie läuft der kassenlose Einkauf ab?
Der autonome Check-out, das Einkaufen ohne aktiven Kassiervorgang an der Kasse, wird laut Rewe durch die "Pick&Go"-App ermöglicht. Diese muss man sich vor dem Einkauf aus dem Google Play Store oder dem Appstore aufs Smartphone laden. Wichtig hierbei: Bevor man den Supermarkt betritt, muss man sich auf den gewünschten Bezahlvorgang festlegen. Fällt die Wahl nämlich auf die Variante ohne Bezahlung an der Kasse, muss man mit der App am Eingang des Marktes einchecken.
Vor dem Betreten: Einchecken mit der "Pick&Go"-App (Quelle: Stephan Ortmanns)
Ab dann läuft alles wie gewohnt: Einkaufswagen schnappen, Produkte in den Korb legen und nach Lust und Laune einkaufen. Ist man fertig, spaziert man einfach mit dem vollen Wagen aus dem Laden. Die Rechnung erhält man danach in der App.
Eine Reklamation bis zu 24 Stunden nach Einkauf bietet Rewe ebenfalls an: Wurde ein Produkt falsch abgerechnet, reklamiert man dies zuerst in der App. Dann muss man sich jedoch noch an den Kundenservice wenden, der bei der finalen Problemlösung hilft. Das wirkt unnötig umständlich.
Und wie genau funktioniert das jetzt?
Technisch funktioniert das Konzept wie folgt: Intelligente Kameras und Sensoren in den Regalböden erfassen und scannen die Ware. Rund sechs Kilometer Internetkabel sorgen dann dafür, dass die erfassten Daten korrekt und sofort an die App weitergegeben werden.
Wie das alles im Detail funktioniert, erklärt Anika Vooes, Projektleiterin aus dem Bereich Research & Innovation bei Rewe digital:
"Das System erfasst dabei jeden Nutzer und jede Nutzerin als fortlaufende Nummer und deren Skelettmerkmale. Jede Armbewegung beim Griff ins Regal wird als Aktion erkannt und bewertet: Greift die Kundin zu den Bananen oder stellt der Kunde einen Joghurt wieder zurück, all das wird erkannt. Selbst wenn Produkte falsch zurückgestellt werden, was beim Einkaufen alltäglich vorkommen kann."
Was wie ein Alptraum für Datenschützer klingt, ist in der Praxis nicht ganz so dramatisch: Erfasste Bildaufnahmen werden datensparsam verarbeitet und dienen lediglich dazu, den kassenlosen Einkaufsvorgang zu ermöglichen. Visuell aufgezeichnet werden nur Produkte, die man selbst entnommen oder zurückgelegt hat.
Rewe versichert: Gesichtserkennung des Kunden oder sonstige Eingriffe in die Privatsphäre finden nicht statt.
Dass hier aber der letzte verbliebene persönliche Kontakt mit Mitarbeitern wegfällt, wird nicht jedem gefallen. Wer es gerne unpersönlich und schnell mag, wird sich aber freuen. Denn der Einkauf im Supermarkt ist meistens nicht so spannend und beliebt wie das Bummeln in Modeläden, im Baumarkt oder in Elektrofachgeschäften.