Neues 'Google News' im Praxistest: Vollkatastrophe oder Fortschritt?

Das Redesign von Google News kam so überraschend wie radikal. Die neue Oberfläche wurde deutlich entschlackt. Zentrales Element der neuen Seite sind die sogenannten "Story Cards". Sie beschränken sich mehr oder weniger auf gerade einmal drei Elemente: Titel, Medium und Veröffentlichungsdatum. Google strich zudem die kurzen Anreißer-Texte, auch "Snippets" genannt, aus dem Konzept.

Doch: Auch wenn Google seinen Modernisierungspfad sicherlich gut gemeint hat. An vielen Stellen wirkt das Layout halbgar. Katastrophal ist aber auch die Treffer-Quote, die so dünnbrettbohrerisch ist, dass halbgar noch freundlich formuliert wäre.

Ursachensuche für Googles radikale Wandlung

Was hat den Internet-Giganten nur zu so einem radikalen Schritt bewogen? Denn Fakt ist: Das neue Google News stellt leider einen offensichtlich kolossalen Qualitäts-Rückschritt dar. Google entfernt sich meilenweit von seinem ursprünglich Ziel, ein breit angelegter News-Aggregator zu sein, der einem breiten Spektrum von Medien, aber auch Fachblog-Portalen, ein Forum und dem Nutzer damit eine gute Informationsquelle bietet.

Auskunft zum neuen Google News gibt Googles eigener Blogpost, der zeitgleich zum Relaunch der Seite veröffentlicht wurde. Darin geht der US-Konzern zwar nicht vollumfänglich auf die Änderungen in Google News ein, aber doch stellenweise.

Bezüglich des Faktes, dass künftig nur noch die Headline anstelle eines Anteasers zu sehen ist, behauptet Google: Dies habe man auf Grund der Lesbarkeit eingeführt. So soll das neue Kartenformat es einfacher machen, nach Artikeln zu suchen und auf ihre Relevanz hin zu überprüfen. Aha! Nur: Natürlich bringt es dem Leser mehr, wenn er zusätzlich zur Überschrift wenigstens zwei oder drei Zeilen in Google an weiteren Hintergründen zum Artikel eingeblendet bekommt.

Auch die Navigationsleiste nahm der Internetriese in Beschlag. Diese befindet sich links des Hauptbereiches. Darüber lassen sich Nachrichten nun nach bestimmten Interessensgebieten filtern. Standardmäßig sind die Themengebiete Wirtschaft, Wissen, Sport, Unterhaltung sowie nationale und internationale Meldung voreingestellt.

Die Auswahl lässt sich beliebig nach eigenem Gutdünken erweitern. Wer gern "NASA" oder "Apple" googelt, kann sich ohne weiteres einen eigenen Nachrichtenbereich dazu anlegen. Für diese Funktion setzt der Internet-Gigant jedoch ein Gmail-Konto zwingend voraus. Datenschnüffelei nicht ausgeschlossen! Und: Damit begeht Google einen Schritt hin zu einem geschlossenen Internet. Es ist eine Art unangenehme Leseschranke. Will man das? Nein!

Top-Schlagzeilen heißen nun "Story Cards" bei Google

Das wohl auffälligste Merkmal am neuen Google News sind die sogenannten "Story Cards". Sie lösen die alten Suchergebnisse ab und enthalten den Titel der Meldung, ein Foto und gegebenenfalls ein Video. Generell scheint Google Bewegtbildern mehr Platz einräumen zu wollen. So schreibt der Internetriese auf seinem Blog, dass Nachrichten-Videos zunehmend an Bedeutung gewinnen würden und man daher den Suchalgorithmus nach eben diesen verbessert habe.

Bei der Auswahl der einzelnen Meldungen beziehungsweise "Story Cards" möchte der US-Riese auf einen möglichst ausgewogenen Blick aus verschiedenen Perspektiven achten, so das große Google-Versprechen. Die oft eingesetzten Tags wie "Häufig zitiert", "Lokale Quelle" oder "Live-Aktualisierung" sollen die Vertrauenswürdigkeit der "Story Cards" erhöhen. Der Kasten "Fact Check" bleibt hingegen nur den US-Nutzern vorbethalten. Darunter werden alle Meldungen gesammelt, die Googles Faktencheck-Label tragen. Hierzu zählen alle Suchergebnisse, die von einer der 115 mit Google kooperierenden Organisationen wie PolitiFact und Snopes auf ihre Richtigkeit überprüft worden sind.

Google News-Suche mit massiven Schwachstellen

Doch wie genau schlägt sich die neue Oberfläche in der Praxis? Schließlich hat sich der US-Konzern seit jeher die Nutzerfreundlichkeit groß auf die Fahne geschrieben. Netz-trends.de interessiert dabei vor allem für eine Sache: Wie qualitativ hochwertig ist Googles News-Maschine? (Alle folgenden Angaben gelten nur für einen Kurztest in der Google News Desktop-Version im Incognito-Modus des Browsers durchgeführt).

Als Grundlage dienten mehrere exemplarisch gewählte Stichproben aus den Teilbereichen Wirtschaft, Politik und Sport am Freitag den 7. Juli 2017Der erste Test erfolgte mit dem Keyword billiger.de, ein große deutsche Preisvergleichswebseite. Nach der Eingabe des Stichwortes listet das neue Google News ein buntes Sammelsurium an "Story Cards" auf. Die Rangfolge der einzelnen Meldungen scheint dabei etwas willkürlich gewählt.

Als erster Eintrag wird die Meldung "Billiger.de: Grippostad als Top-Deal" angezeigt. Die Nachricht stammt von dem pharmazeutischen Nachrichtenblog Apotheke Adhoc. Da es sich um den aktuellsten Nachrichten-Beitrag zu billiger.de handelt, macht eine solche journalistische Herangehensweise Sinn.

Die zweite von Google News ausgespielte Meldung zu billiger.de scheint schon deutlich problematischer. Titel des Artikels bei finanznachrichten.de: "Die Sicht des Raiffeisen Chefökonomen: Macht der Zukunft". Ein Zusammenhang zwischen der Suchanfrage "billiger.de" und der Raiffeisen-Bank erschließt sich für den Leser zunächst nicht. Wo man früher dank Snippet den Artikel kurz anreißen konnte, muss man nun umständlich jeden Artikel einzeln anklicken und durchlesen. Eine echte Schwachstelle im neuen Google News.

Ein weiteres großes Manko: Unter dem Stichwort billiger.de zeigt Google auch eine erschreckend lange Reihe an irrelevanten Meldungen an. Insbesondere zahlreiche T-Online-Newsbeiträge fallen hier ins Gewicht, die das Preisvergleichsportal billiger.de erst gar nicht thematisieren. Der Grund hierfür ist schnell gefunden. Da billiger.de auf der T-Online-Seite als Partnernetzwerk ausgewiesen ist, scheint Google diese Verlinkung mit in die Ergebnisse einfließen zu lassen. Hier muss der US-konzern noch dringend am Suchalgorithmus schrauben.

Das neue Google News scheint zudem nur ein sehr schwaches Gedächtnis zu haben. Es werden nach unserer Beobachtung lediglich Meldungen angezeigt, die maximal nicht länger als zwei Wochen zurückliegen. Doch damit nicht genug: Die Anzahl der Artikel scheint zudem vom Google News-Zensor deutlich zusammengehauen worden zu sein.

Maximal 20 Artikel konnten wir beim Suchwort "Putin" oder "G20 Proteste" am 7. Juli 2017 finden – und zwar alle vom aktuellen Tag und da sogar nur bis Stunden (im Falle "Putin") und 20 Stunden (im Falle "G20 Protest") zurück. Artikel die älter als zwei Stunden sind, fallen bei Google für den Nutzer nun komplett in den Schredder. Katastrophal!

Scheinbar ist Google ein historischer Nachrichtenblick oder auch nur einer vom Vortag nun komplett egal. Damit sinkt der Wert für den Nutzer dramatisch gegen Null. Ein objektives Bild wird so unmöglich. Wer ältere Nachrichten zu einem bestimmten Thema lesen möchte, muss umständlich auf das Google-Archiv ausweichen. Sofern man es überhaupt findet – was in den meisten Fällen, die wir testeten nicht der Fall war.

Beispiel: Sucht man in unserem kurzen Testlauf am Freitag den 7. Juli 2017 nach dem Keyword "Unister" im neuen Google News, kommen unter einstmals Tausenden Artikeln nur noch lächerliche zwei! Hinzu kommt: Es erscheinen obendrein recht irrelevante Texte.

Einer ist ein allgemeiner rund um den Reisemarkt ("Die Margen sind auf dem Reisemarkt unterirdisch" von Internet World vom 28.06.2017). Der andere Artikel zum deutschen Internetkonzern ist zudem als Haupttreffer ein englisch-sprachiger Text von Skift (einem Portal das in Deutschland keine Rolle spielt) und lautet auf "Lastminute.com Group CEO: We Consider Ourselves a Media Company" (ebenfalls vom 28.06.2017).

Kein Treffer zu den Hunderten Artikeln zum dramatischen Flugzeugabsturz von Unister-Gründer Thomas Wagner vor einem Jahr. Kein Treffer zu dem Gerichtsverfahren, wo ein Betrüger, der Wagner in eine Finanzfalle lockte und um 1,5 Millionen Euro erleichterte, zu vier Jahren Haft verurteilt worden war. Google News bietet noch nicht einmal Nachrichtentreffer zu einem seit Monaten laufenden Gerichtsverfahren zu drei Unister-Managern.

Die frühere Version des Nachrichten-Aggregators war hier wesentlich leistungsfähiger. Auch die normale News-Anzeige über die Google-Suchleiste ist deutlich komfortabler und deckt einen größeren Zeitraum ab.

Nützlichere Treffer liefert der Nachrichten-Aggregator unter dem Keyword "1. FC Bayern München". Nach Erscheinungsdatum geordnet findet der Nutzer zahlreiche Meldungen zu Spielertransfers, Trainern und Fußballergebnissen. Meldungen von regionalen Medien, wie Süddeutschen Zeitung oder TZ, sind mit dem Tag "Lokale Quelle" versehen. Thematisch identische Artikel fasst das neue Google News zudem in einer Story Card zusammen.

Etablierte Medien ranken in Google News am höchsten

Eine exklusive kurze Stichproben-Erhebung des Nachrichtenportals netz-trends.de am 7. Juli 2017 zeigte zudem: Der Suchalgorithmus von Google News präferiert vor allem die großen Medien, selbst dann, wenn diese nur dpa-Meldungen oder reuter-Meldungen fast exakt gleich runterspulen oder auch sonst nicht immer wirklichen Mehrwert dem Nutzer bieten.

Neues 'Google News' im Praxistest: Vollkatastrophe oder Fortschritt?

50% aller 75 Startseiten-Artikel in der einer internationalen Ausgabe von Google News, in "Google News USA", gingen zum Zeitpunkt unserer Stichprobe am 7. Juli 2017 gegen 15:15 Uhr auf nur 17 Medien zurück. Dabei berücksichtigten wir nicht mögliche weitere Artikel, die sich erst nach dem aktiven Anklicken von Untermenüs dem Verbraucher zeigen.

Unter den dominierenden 17 Medien bei Google News USA, die sich 50% der in Google News USA auf der Startseite eingeblendeten Artikel teilten, waren fast ausschließlich in den USA ansässige Medien, die in fast allen Fällen teils schon seit Jahrzehnten die Meinungen und Informationen in den USA dominieren. Zum Zeitpunkt unserer Stichprobe waren dies:

Washington Post, CNN, Fox News, New York Times, BBC, Bloomberg, Hollywood Reporter, The Hill, Twitter, U.S. News & World Report, ABC News, Bleacher Report, CBSSports.com, Chron.com, Daily Mail und die Endo Pharmaceuticals.

Die restlichen 50% der von Google News USA eingeblendeten Meldungen entfielen auf doppelt so viele Medien – und zwar auf 38. Auch hier konnten wir fast nur alte Medienklassiker finden. Darunter befanden sich immerhin auch internationale mit einem breiten politischen Spektrum, was den Nutzwert von Google News etwas steigerte:

ESA, PolitiFact, Fox Business, From Australia The Australian, From China Xinhua, From India Firstpost, From Russia The Moscow Times, GoFundMe, Haaretz, Halo Waypoint, HNew York Post, Los Angeles Times, Marvel.com, Miami Herald, New York Daily News, Newsweek, Newsy, Opinion Los Angeles Times, RED camera, Reddit, Science Advances, Scientific American, Smartphone business news, Telegraph.co.uk, The Verge, The Verge, The Weather Channel, TIME, TMZ.com, United Kingdom Daily Star, University of Edinburgh, VentureBeat, Wall Street Journal, WANE, World Health Organization, WPXI Pittsburgh, YouTube und ZDNet.

Am häufigsten wurden von Google News USA in unserer kurzen Stichprobe die folgenden Medien auf der Startseite der Nachrichtenstartseite Google News USA den Nutzern eingeblendet, was bedeutet: Diese kassieren das Gros der Hunderttausenden Nutzerklicks und damit des Umsatzes durch Werbeeinblendungen

Washington Post (5 Artikel in Google News USA auf der Startseite), CNN (4 Artikel in Google News USA auf der Startseite), Fox News (4 Artikel), New York Times (4 Artikel), BBC (2 Artikel), Bloomberg (2 Artikel), Hollywood Reporter (2), The Hill (2), Twitter (2) und U.S. News & World Report (2).

Alle anderen Medien waren nur mit einer Schlagzeile in Google News zum Zeitpunkt der Stichprobe in Google News USA eingeblendet.

Google News zementiert Monopolstellung der größten deutschen Medienhäuser

Ein noch trostloseres Bild in Sachen Meinungspluralismus ergibt sich für die Startseite von Google News Deutschland (gehört u.a. zur Google Germany GmbH). Dort gehen zum Zeitpunkt der Erhebung am 7. Juli 2017 um 16:10 Uhr 64 % aller 47 Startseiten-Artikel in Google News auf gerade einmal 8 Medien zurück. Ausdrücklich nicht berücksichtigt wurden dabei Artikel, die sich erst durch Anklicken der Untermenüs zeigten.

Zu den Top-8-Platzhirschen zählen vor allem die etablierten deutschen Medien, die schon weit vor der Internetrevolution die öffentliche Meinung beeinflussen. Federführend waren zum Erhebungszeitpunkt Focus Online mit ganzen 8 Artikeln, gefolgt von Welt Online (6 Artikel), Spiegel Online (4 Artikel), Bild.de (4 Artikel) sowie mit jeweils 2 Artikeln NDR.de, Stern.de, Sueddeutsche.de und Zeit Online.

Besonders mit Blick auf Focus Online und Welt.de bedeutet dies: So oft, wie diese Medien, sind zum Zeitpunkt unserer Stichprobe nicht einmal US-Klassiker wie Washington Post, CNN oder New York Times in Google News USA auf der Startseite von Google News eingeblendet worden (Tabelle beachten). Mit Blick auf focus-online (Hubert Burda Media), lässt sich sagen:

Im Vergleich zur getesteten Startseite von "Google News USA", wird das Portal im prozentualen Vergleich zu den anderen Medien auf der "Google News Deutschland"-Startseite zwei bis fast drei Mal so oft eingeblendet, wie selbst die größten Medien der USA in "Google News USA".

Eine solche Bevorzugung ist letztlich äußert befremdlich. So entfielen in zwei Tests rund 17% der Artikel auf der Google News Deutschland-Startseite nur auf focus-online (Tabellen beachten).

Die anderen 36 % verteilten sich auf insgesamt 16 verschiedene Medien. Neben sehr bekannten Marken wie t-online.de, n-tv.de und RTL Online befanden sich auch teilweise Blogs wie golem.de und heise.de unter den Suchergebnissen. Darüber hinaus nahm Google auch einige Special-Interest-Seiten wie finanzen.net, chip.de, heilpraxis.net und playstation.com auf die Startseite von Google News auf.

Fest steht aber auch: Nachrichten aus Politik und Wirtschaft werden von den Platzhirschen bestimmt. Der von Google viel beworbene Rundumblick auf ein Thema bleibt der Untersuchung zufolge auf der Strecke. Analog zu Google News USA gilt also auch für Deutschland: Der ganze Google-Traffic verteilt sich auf nur wenige Medien. Dabei ist die Fast-Monopolstellung einzelner Medienhäuser auf der Google News-Startseite noch dramatischer als in den Vereinigten Staaten von Amerika. Gehen dort 50 Prozent der Artikel auf 17 Medien zurück, stammen in Deutschland 64 % aller Artikel zum Zeitpunkt des Google-News-Startseiten-Tests aus der Feder von nur 8 Häusern.

Wenig Hoffnung gibt auch eine erneute Untersuchung, die am 10. Juli um 11.25 vonseiten netz-trends.de erfolgte. Auch hier dominierten nahezu die gleichen Nachrichtenquellen wie vom Freitag. Ganz vorn findet sich erneut Focus Online mit 8 Artikeln wieder. Spiegel Online wird von Google News Deutschland mit 5 Artikeln gelistet, die Seiten von Zeit Online, Sueddeutsche.de mit jeweils 3 Beiträgen. Welt Online ist mit zwei Artikeln präsent.

Nimmt man die Nachrichtenportale vom vergangenen Freitag als erneute Berechnungsgrundlage für die Verteilung, dann stammen etwa 53 Prozent der auf der Google News Deutschland auf der Startseite angezeigten Meldungen von den acht großen Nachrichtenhäusern Focus, Spiegel, Zeit, Süddeutsche, Welt, Bild, Stern und Frankfurter Allgemeine Zeitung. Der NDR kam in der zweiten Erhebung nicht vor.

Die restlichen 47 % auf der Startseite von Google News Deutschland stützen sich auf Meldungen von 18 verschiedenen Redaktionen. Zu einem Großteil listet der US-Konzern allerdings auch hier die bereits in der ersten Untersuchung erhobenen Blogs und Nachrichtenportale wie heilpraxis.net, golem.de, playstation.com sowie chip.de auf.

Und das, wo alleine Google News Deutschland insgesamt über 700 Nachrichtenquellen grundsätzlich als Informationsmedien aufgenommen hat und nach eigenem Bekunden auf relevanten Content auch auswerte.

Vorbildlich ist hingegen, dass Google News bei außenpolitischen Themen vermehrt auf Auslandsfachmedien zurückgreift. Zu erwähnen seien hier die Portale euronews.de, ostexperte.de oder auch die österreichische Nachrichtenquellen wir kurier.at. Nachrichten mit bundesweiter Relevanz, die jedoch am Ort des Geschehens recherchiert wurden, markiert Google lobenderweise mit dem Label "Lokale Quelle".

Unterm Strich gilt also für Google News: Die Großen kriegen den ganzen Google-Traffic auf Nachrichten und damit die ganzen Umsätze. Unabhängige auch kleinere Blogs haben es in Google immer schwerer. Das Internet wird also auch im Bereich der Nachrichten dadurch immer weiter monopolisiert. Dabei sollte gerade das Internet eine breitere demokratische Basis darstellen, wo viele Menschen unterschiedlichster Couleur zur Wort kommen – nicht die immer gleichen Platzhirsche, die sich schon die Talkshowrunden in ARD, ZDF oder BBC teilen.

So fördert Google am Ende wieder nur die Großen. Genau das, was Google zu seiner Gründung, 1998, geschworen hatte, nicht zu tun. Für den Nutzer ist das ebenfalls kein Mehrwert, sondern ein gewaltiger Rückschritt. Statt Vielfalt der Blogs und Medien, immer mehr Einheitsbrei. Auch das war noch vor drei bis vier Jahren erheblich besser.

Suchmaschinenoptimierung mindert journalistische Qualität

Außerdem: Es sind oft die gelistet, die Hunderte Millionen Euro in SEO und sonstige Suchtechniken gesteckt haben dürften: Wir schätzen mal, dass dazu beispielsweise welt.de gehören dürfte und einige andere Verdächtige.

Diese Portale treiben seit Jahren ihre Suchmaschinenoptimierung (SEO) auf die Spitze, in dem teils Texte einfach nur mit einer anderen Schlagzeile versehen werden, leicht umgeschrieben werden, um dann mit dem fast exakt gleichen redaktionellen Content wieder in Google News ganz oben zu landen und die Portale oder Blogs, die sich das finanziell nicht leisten können, zu vertreiben.

Das ist aber kein Mehrwert für den Nutzer, sondern letztlich wird dieser mit solchen SEO-Maßnahmen veräppelt und Google regelrecht verarscht. Unabhängige Internet-Magazine und Nachrichten-Blogs oder Meinungs-Blogs verlieren so immer mehr an Boden und Chancen.

Google News überzeugt (noch) nicht

Anmeldezwang, fehlende Snippets, dürftige Infos, unlogische Nachrichtenauswahl, zu wenig Medienvielfalt in den Treffern auf der Google News-Startseite: Die Liste an Kritikpunkten am neuen Google News ist lang und Google hätte mit seinem Relaunch von Google News mehr machen müssen und können, als nur kosmetisch einen auf modern zu machen.

Das heißt: Die wenigen Vorteile des neuen Google News, wie die neuen "Story Cards" oder Tags (die aber fast schon wieder altmodisch wirken), wiegen die zahlreichen Nachteile nicht auf.

Ein Großer Nachteil ist auch: Dass das Einrichten von individuelle Nachrichtenbereichen und Archivzugriffen nur mit einer Registrierung beim Google-Dienst Gmail möglich ist.

Update vom 11. Juli 2017:

Weiterer ganz großer Kritikpunkt: Google News Deutschland führt in die Irre, wenn es als Button auf der Startseite unterhalb der ersten ein bis zwei Artikel angibt "Alle Artikel" könne man anklicken. Fakt ist aber: Google News listet dann gar nicht "alle" in Google News eigentlich indexierten Artikel zum Thema auf, sondern wieder nur eine ganz kleine Auswahl. Nach welchen Kriterien diese Auswahl wiederum erfolgt, steht in den Sternen, weiß man bei Google im Zweifelsfall aber nicht mal selber so richtig.

Die Qualität der Texte kann jedenfalls das Kriterium nicht sein, da häufig schlicht nur Artikel von Tageszeitungs-Verlagen erscheinen in deren Online-Auftritten, die wiederum oftmals auf Grund von Agentur-Meldungen sehr zum double Content neigen. Aktuelles Beispiel: Die Meldung, dass immer mehr Hartz IV Langzeitarbeitlose sind. Hier haben zahlreiche in Google News grundsätzlich indizierte Medien darüber geschrieben, doch unter "Alle Artikel" kommt nur ein kleiner Ausschnitt.

Es fehlt beispielsweise bei der Keyword-Suche "Hartz IV Arbeitslose" der Artikel "Immer mehr Langzeitarbeitslose mit Hartz IV" vom Blog steuerratschlag.eu.

Das gleiche gilt zum Keyword "Unister": In diesem netz-trends.de-Text zu den Schwachstellen des neuen Google News hatten wir auch dieses große ostdeutsche Internetunternehmen, das in die Insolvenz nach dem Tod seines Gründers Thomas Wagner ging, geschrieben. Während im alten Google News Deutschland unser Artikel unter dem Keyword "Unister" gelistet wird, fällt es im neuen Google News Deutschland (beziehungsweise Google News Germany) komplett unter den Tisch. Qualität sieht auch hier deutlich anders aus.