Anklage gegen Trumps Firma und Finanzchef - trifft es nun ihn?

Sein Schäferstündchen vom Juli 2006 könnte noch einmal deutlich teurer werden, als es ohnehin schon war. Der TV-Star Donald Trump traf damals am Rande eines Golfturniers in Nevada auf den Pornostar Stormy Daniels. Die beiden teilten ein Bett, aber weil er zehn Jahre später US-Präsident werden wollte, sahen sich seine Leute gezwungen, das Stelldichein mit rund 130.000 Dollar aus der Welt zu schaffen. Eine profane Schweigegeldzahlung, die, so vermuteten die Staatsanwälte, eine illegale Wahlkampffinanzierung hätte sein können. Also nahmen sie Ermittlungen auf, und stießen dabei auf die Geschäftspraktiken von Trumps Familienkonzern. Offenbar waren oder sind sie so verdächtig, dass nun 15 Klagen gegen die Trump Organization und deren Finanzchef Allen Weisselberg erhoben wurden.

15 Jahre systematische Steuerhinterziehung?

Konkret werden dem Konzern und Weisselberg vorgeworfen, über mindestens 15 Jahre systematisch Steuern hinterzogen zu haben. Dabei geht es im Fall des 73-Jährigen um Abgaben auf Leistungen im Wert von mehr als 1,7 Millionen Dollar. "Der Zweck des Systems bestand darin, Weisselberg und andere Führungskräfte der Trump-Organisation auf eine Art und Weise zu entschädigen, die nicht in den Büchern stand", heißt es in der Anklage. Die Begünstigten hätten demnach erhebliche Teile ihres Einkommens auf indirekte und verschleierte Weise erhalten, die der Steuerbehörde nicht gemeldet worden seien.

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Die Reaktionen aus dem Trump-Lager fallen, wenig überraschend, gereizt aus. Donald Jr., der Sohn des Ex-Präsidenten und Vizechef des Unternehmens, bezeichnete die Anklagen als "politische Verfolgung eines politischen Gegners" wie einer "Bananenrepublik". Ähnlich äußern sich die Anwälte der Trump-Organisation und der frühere Präsident selbst meldete sich mit einer kryptischen Stellungnahme zu Wort: "Sehen die Leute, was die Staatsanwälte der radikalen Linken versuchen, 75 Millionen Wählern und Patrioten anzutun?" Damit spielte er auf seine Wähler bei der verlorenen Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr an - nach offiziellen Angaben 74,2 Millionen - und schien anzudeuten, dass auch er die Anklage für politisch motiviert hält.

Keine Anklage gegen Donald Trump

Donald Trump selbst wird von den Ermittlern nicht behelligt. Noch nicht jedenfalls. Die New Yorker Justizministerin Letitia James sagte, dass es sich um "laufende strafrechtliche Ermittlungen" handle: "Diese Untersuchung wird fortgesetzt, und wir werden den Fakten und dem Gesetz folgen, wo immer sie auch hinführen." Es ist also durchaus möglich, dass der Firmenchef noch ins Visier der Justiz gerät.

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Video

Ob es soweit kommt, hängt unter anderem auch von Allen Weisselberg ab. Der zuständige Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance soll gezielt Druck auf den Finanzchef ausüben, um ihn zur Kooperation und Aussage gegen Trump bewegen zu können. Auf ähnliche Weise wurde bereits Trumps ehemaliger Ausputzer und Anwalt Micheal Cohen dazu gebracht, die Seiten zu wechseln. Der Jurist ist mittlerweile zum Trump-Gegner mutiert und kommentiert in den sozialen Medien jeden Schritt gegen den alten Vertrauten mit genüsslicher Häme. Weisselberg rät er in einem Video, sich besser auf einen Deal mit den Staatsanwälten einzulassen, da es für ihn "keinen anderen Weg gibt, heil aus der Sache herauszukommen".

Ob der Finanzchef Trump tatsächlich in den Rücken fallen wird, ist allerdings noch völlig unklar. Weisselberg ist den Trumps auf Engste verbunden, hat schon für Vater Fred gearbeitet und verwaltet das (private) Familienvermögen. Laut dem Sender NBC, lasse die Art der Anklagen den Schluss zu, dass Weisselberg nicht bereit zur Kooperation sei, oder noch nicht, denn sonst hätte Chefankläger Vance bereits mehr gegen den Ex-Präsidenten oder dessen Firma in der Hand. Vielleicht, so NBC weiter, hätten "seine Anwälte aber auch einfach nur eine gute Verteidigungsstrategie. Sie könnten zum Beispiel alles auf Jeffrey McConney abwälzen, Weisselbergs Stellvertreter, der bereits ausgesagt hat."

"Trump wird noch Probleme bekommen"

Wie sehr die New Yorker Ermittler auf Kronzeugen angewiesen sind, zeigt Michael Cohen. Er war derjenige, der das Schweigegeld an Stormy Daniels gezahlt hat. Viele Ermittlungsergebnisse dürften auf den Aussagen des 54-Jährigen beruhen. Seiner Ansicht nach ist die Geschichte noch lange nicht beendet und auch Trump selbst würde noch Probleme bekommen: "In diesem Unternehmen läuft nichts ohne sein Wissen und seine Zustimmung. Ob es um den Einkauf von Büroklammern geht, Glühbirnen, Möbel oder das Schulgeld von Weisselbergs Enkeln – alles trägt die Initialen oder die Unterschrift Donald Trumps", so Cohen auf CNN. Sollte das stimmen, dann wäre der Chef persönlich für die möglichen Verfehlungen verantwortlich.

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Ähnlich kommentiert die "New York Times" den Fortgang der Verfahrens: "Angesichts des relativ kleinen Personenkreises in der Führung und Trumps Tendenz zum Mikromanagement, gibt es gute Gründe anzunehmen, dass die laufenden Ermittlungen ziemlich nahe an den Ex-Präsidenten selbst heranreichen werden."

Quellen: "New York Times", NBC, "New York Post", DPA, AFP, Michael Cohen auf Twitter, RawStory.com