Im Kommentar der Woche stellen wir euch jeden Samstag einen Kommentar vor, der bis dato heimlich, still und leise sein Dasein irgendwo auf moviepilot fristete. Okay, vielleicht nicht ganz so leise, denn einer von euch ist er aufgefallen und wurde mit einer kurzen Nachricht für diese Rubrik vorgeschlagen. Du hast neulich erst einen umwerfenden, berührenden, lustigen, intelligenten oder einfach nur wahnsinnigen Kommentar gelesen? Super, dann weißt du ja jetzt, was du zu tun hast! :)
Der Kommentar der WocheAch, die 80er, einige von euch erinnern sich vielleicht: Michael Jackson war die meiste Zeit über noch schwarz, Clubs nannten sich Discos und die ein oder anderen älteren Geschwister verbrachten bedenklich viel Zeit im Badezimmer. Es war auch die Zeit, als Vampire noch echt badass waren und nicht glitzerten. Okay, sie hatten Dauerwelle, Strähnchen, Schulterpolster, Kajal, Nagellack ... ähm ... waren wahrscheinlich Schuld an einem nicht unerheblichen Teil des Ozonlochs und ungefähr so hetero wie Wham oder Boy George. Aber glaubt SamRamJam wenn er sagt: The Lost Boys ist trotzdem (oder gerade deswegen?) ein ziemlich geiler Film!
Da dachte ich mir so, ach, wenn du schon den 80er Werwolffilm guckst, dann kannst du auch den 80er Vampirfilm nachholen. Und du meine Güte, ist dieser Film tuckig! Ich habe allein den halben Film gebraucht um herauszufinden ob die Hauptfigur ein Junge oder ein Mädchen ist (selbst nach der Badewannenszene) und am Ende nach dem Geschlecht des Schauspielers geschaut (hey kommt, der trägt ein pinkes Shirt mit "Born to Shop" drauf, da kann man dann doch schon mal verwirrt sein). Auch sein sonstiges Verhalten, wie zum Beispiel ein liebevolles langstreichen mit dem Kopf an der Brust seines/ ihres Bruders, und andere Verhaltensmuster sind eher weiblich. Also dachte ich mir wir schauen hier einem jungen Transsexuellen zu. Nur weil sie Trans ist, heißt dass ja noch lange nicht das es gesondert ausgeschlachtet werden muss. Von der Seite also alles tutti, ach Joel, du Schelm du!
Der Rest vom Schützenfest lässt aber auch im toupieren und wasserstoffblondieren sowie im Augenkajalieren und Anbaggerversuchen am eigenen Ufer (oder sind die dann vom anderen Ufer? Ich komme bei solchen Umschreibungen immer durcheinander. Sagen wir einfach: im anschwulen) nichts anbrennen. Und da sagen irgendwelche Kerle immer Twilight wäre ihnen zu schwul, und wenn ich frage was denn keine schwulen Vampire sind (ich finde Vampire haben von Haus aus etwas homoerotisches an sich, wohl ein Grund weswegen diese besonders bei Frauen beliebt sind), nennen manche tatsächlich "Lost Boys". Also, Edward bekundet in Twilight öfter sein (sexuelles) Interesse an einer Frau, die Lost Boys sind lediglich mit einer anderen Vampirin... befreundet oder so. Wenn die Lost Boys keine schwulen Vampire sind, dann gibt es gar keine schwulen Vampire!
Als Gegengewicht dient die biedere Gesellschaft in Form von zwei pubertierenden Jungs die sich in einem Comicladen verstecken, Wildfremden Draculacomics aufschwatzen, absolute Nieten im Vampiretöten sind ("Das war unfair, er hat sich bewegt und geschrien!") und gerne wie Rambo herumlaufen.
Schwulsein/ Vampirismus als Lebensausdruck, als die Umarmung der eigenen Gefühlswelt gegen eine pubertär-militarisierte Gesellschaft. Keine Ahnung wieviel davon von Joel Schumacher bewusst implementiert ist, aber selbst wenn es bei ihm unbewusst geschieht, sein Zeigefinger auf die entrückte Gesellschaft in grellen Neonfarben gibt es wohl kein zweites Mal!
Als Jahrgang 1987 habe ich nur die Ausläufer der 80er mitbekommen. Lockenwicklerstäbe im Badezimmerschrank und Plattensammlungen auf dem Flohmarkt. Demnach fällt es mir häufig echt schwer diese nostalgische Bindung zu Stil und Kleidung dieser Epoche aufzubauen. Ich meine, ich bin echt dankbar dafür da zu sein, aber ich werde nie begreifen wie in den 80ern Babys gezeugt werden konnten, da das ja vorraussetzt das sich Männlein und Weiblein im Vorfeld irgendwie anziehend gefunden haben müssen... und dann die Dauerwellenlocke aus dem Gesicht streifen, brrrr. Ergo gibt es eine ganze Reihe von "Kultfilmen" aus dieser Epoche, denen ich echt nichts abgewinnen kann. Die Lost Boys gehören nicht dazu, denn auch wenn ihre Glam Metal-Outfits selbst für diese Zeit echt... naja, nicht gewagt, aber schon sehr überzogen sind, so überzeugt der Film dennoch mit Ausstattung und Musik und transportiert so sein Lebensgefühl für jede andere Generation. Musik und Kleidung mögen sich wechseln, die Stimmung bleibt die selbe! Und so sage ich statt des Üblichen: Joa, für diese Zeit bestimmt ganz nett gewesen, tatsächlich mal: Boah, war der Film geil!