Kawasaki Z650RS Test 2021

Kawasaki macht es schon wieder – analog zu Z900 und Z900RS bringen die Grünen nun eine Retro-Schwester der Z650, eben die neue Kawa Z650RS. Die Optik verspricht schon mal einiges, aber kann die kleine RS auch im Fahrbetrieb und beim Preis überzeugen?

Es gibt vier Möglichkeiten, wie ich ein Motorrad rein von der Optik her empfinden kann und ich nehme an, dass es vielen von Euch dabei ganz ähnlich geht. Man sieht Bilder von einem Bike, ist sofort begeistert, nur um dann beim persönlichen Kennenlernen enttäuscht zu sein. Oder man findet das Bike auf den Bildern nicht gerade prickelnd, ist dann in Natura aber plötzlich hin und weg. Der dritte Weg ist der traurigste, das Motorrad missfällt sowohl auf Bildern als auch im echten Leben. Und richtig, Ihr habt vermutlich schon gemerkt, worauf ich hinaus will - die Kawasaki Z650RS hat mir auf den Bildern schon total zugesagt und gefällt mir in Natura fast noch besser!

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Warum ist die neue Z650RS ein so fesches Retrobike?

Die Gründe dafür sind verschiedener Art und daher wohl erst im Gesamten ein genialer Schachzug. Zum einen sind es die gelungenen Formen, die Kawasaki bei der Z650RS geschafft hat. Der schmälere Tank fasst zwar mit 12 Litern drei weniger als bei der fast schon futuristisch modern gezeichneten Z650, aber was soll´s, bei solch betörenden Formen verzichte ich gerne auf ein paar Liter Sprit. Gleich dahinter geht es weiter mit einer passend schlicht gezeichnteten Sitzbank, um dann im Entenbürzel-Heck im Stil der Z-Ahnengalerie aus den 1970ern in einem ovalen LED-Rücklicht zu enden, das schon auf der Z900RS Anklang findet, warum also nicht auch auf der Kleinen.

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Alle drei Lackierungen sind gelungen, die grüne RS ist aber DER Hammer

Nicht zu vergessen der runde LED-Scheinwerfer, der gekonnt Retro mit modern verbindet. Gleich darüber die nächste Reminiszenz in Form der beiden analogen Rundinstrumente, die zwischen sich eine schlichte LCD-Anzeige mit allen relevanten Infos samt Ganganzeige beherbergen. Ach ja, da wären auch noch die allesamt gelungenen Lackierungen, wobei schon die schwarze Z650RS sehr schick aussieht, während die silberfarbene Version mit schwarzen Stilelementen statt Chrom ebenfalls überzeugt. Ganz zu schweigen von der grünen Version mit den verdammt gut gelungenen Zierstreifen und den herrlich passenden goldenen Felgen!

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Auch im Fahrbetrieb macht die neue Kawasaki Z650RS alles richtig

Wie gesagt, es sind viele Faktoren, die aus der Z650RS ein Kunstwerk machen. Allerdings würde das alles nicht völlig über ein vermurkstes Fahrverhalten hinweg trösten können, falls die Techniker bei der Abstimmung buchstäblich ins Klo gegriffen hätten. Aber keine Sorge, auch im Fahrbetrieb macht die Z650RS alles richtig gut und meiner Meinung nach sogar besser als die herkömmliche Z650. Das liegt erst einmal am Fahrwerk, das einen richtig guten Kompromiss aus Komfort und Stabilität schafft. Sportlich würde ich es zwar nicht bezeichnen, aber die vergleichsweise softe Abstimmung der Federelemente passt wirklich gut zum Auftritt der Z650RS.

Mit der Z650RS kann man richtig schnell Freundschaft schließen

Vor allem ist das Fahrwerk angenehm neutral, zwar kann an der 41er-Telegabel nichts eingestellt werden, am hinteren Monofederbein wenigstens die Federvorspannung, allerdings muss ein solches Retrobike auch nicht wie ein hochgezüchtetes Hyper-Naked Bike funktionieren. Daher verzeihe ich der kleinen RS auch gerne, dass sie auf eine Upside-Down-Gabel verzichtet, immerhin passt das ohnehin besser zum Stil. Und den berüchtigten Wolf im Schafspelz hat Kawa ohnehin eine Klasse höher mit der Z900RS. Die 650er-RS überzeugt hingegen mit einer Performance, die in allen Lebenslagen und eigentlich auch auf allen (befestigten) Untergründen bestens funktioniert. Denn wie viele von Euch ja schon wissen, passiert es überdurchschnittlich oft, dass es mächtig schifft (regnet), wenn ich auf Pressereise gehe. So also auch im sonst bestimmt wunderschönen französischen Marseille. Zwar nur am Vormittag, aber gerade recht, um mit der Z650RS richtig schnell Freundschaft zu schließen. Denn da ist es nicht nur das harmonische Fahrwerk, das niemals bockig wird, sondern auch die angenehme Kraftentfaltung des Parallel-Zweizylinder-Triebwerks mit 649 Kubik Hubraum.

Der quirlige Geselle bietet eine gar nicht mal so schlechte Performance

Tatsächlich ungeniert direkt von der Z650 übernommen (warum aber auch nicht?) leistet der quirlige Geselle 68 PS bei 8000 Umdrehungen und drückt 65 Newtonmeter bei 6700 Touren ab. Das ist auf nasser Fahrbahn ohnehin genug und man freut sich über die zwar direkte, aber bestens dosierbare Leistungsentfaltung, kann aber auch bei trockenen Verhältnissen auf richtig kurvigen Bergstraßen (ja, ich bin tatsächlich manchmal auch auf trockenem Untergrund unterwegs) Spaß haben. Denn wenn man das vermeintlich kleine Triebwerk bis zum Begrenzer bei rund 10.000 Touren auswindet, erntet man eine gar nicht mal so schlechte Performance.

Es stellt sich dennoch ein eher lässiger Fahrstil mit der Kawasaki Z650RS ein

Apropos Performance, die vordere 300 mm-Doppelscheiben-Bremasanlage ist eigentlich die richtig große positive Überraschung. Nicht von schlechten Eltern, wie die Z650RS bei sportlicher Fahrweise souverän verzögert werden kann und trotzdem bei nasser Fahrbahn sehr präzise und gutmütig bremst. Dass sich dabei trotzdem eher ein cooler, lässiger Fahrstil einstellt anstatt einem Messer-zwischen-den-Zähnen-Modus liegt dann wiederum an der gemütlichen Sitzposition. Mit dem höheren Lenker noch aufrechter als bei der ohnehin schon ziemlich bequemen Z650 kann man auf der RS richtig bequem sitzen und sogar längere Etappen unter die Räder nehmen.

Sind 820 Millimeter Sitzhöhe wirklich zu hoch?

Überraschend unspektakulär ist dabei, dass die Sitzhöhe trotz 30 Millimeter mehr gegenüber der normalen Z650 (820 mm gegenüber 790 mm) ganz locker von allen Testern hingenommen wurde, kein einziger beschwerte sich über eine zu hohe Sitzbank. Probieren geht dabei also über Studieren, selbst kleinere Piloten finden dank der sehr schmal geschnittenen Sitzbank einen guten Stand, wem es dennoch zu hoch ist, kann im Zubehör-Sortiment einen niedrigeren Sattel mit 800 Millimeter Höhe ordern.

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Kawasaki Z650RS – günstiger, als geglaubt und ein ehrliches Angebot!

Der Aufpreis dafür sollte allemal drin sein, die Z650RS ist nämlich ohnehin günstiger, als ich erwartet hätte. Geht man davon aus, dass Kawasaki in der Liga mit Yamaha XSR700 und Triumph Trident 660 mitspielen möchte, aber (zu Recht) stolz auf die gelungene Optik ist, wären knapp unter 9000 Euro in Österreich (in Deutschland in der Regel etwas weniger) durchaus denkbar gewesen. Allerdings wollen die Grünen bereits Ende November die Z650RS um knapp über 8000 Euro auf die bestimmt erfreute Kundschaft loslassen! Da ist es eigentlich mehr als gerecht, dass die silberne Version mit ihren schwarzen Akzenten und die wunderschöne grüne Variante um ein paar Hunderter teurer sind - ein richtig gutes, ehrliches Angebot bleiben sie immer noch!

VAULI

Weitere Berichte

Fazit: Kawasaki Z650RS

Die Z650RS ist einerseits nicht allzu weit entfernt von ihrer teilespendenden Schwester Z650, immerhin übernimmt sie Chassis, Motor und Fahrwerk von ihr. Andererseits ist sie aber vor allem durch ihre herrlich gelungene Retro-Optik, aber auch durch die leicht geänderte Sitzposition so eigenständig, dass sie in Wahrheit das bessere, zumindest erstrebenswertere Modell ist. Denn das komfortable Fahrwerk passt zu nahezu allen Untergründen, der quirlige Motor macht Laune und die vordere Bremsanlage werkt überraschend gut. Dass sich Kawasaki diesen Mehrwert etwas teurer bezahlen lässt ist verständlich und im Falle der Z650RS auch vollkommen legitim.

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Bericht vom 02.11.2021| 38.569 Aufrufe