Ins Auge springt der neue Look nur bedingt. Die Unterschiede liegen im Detail: Apple hat das Display wachsen lassen, seine Ränder erheblich schmaler gemacht, durch die noch stärker abgerundeten Ecken des Gehäuses verstärkt sich der Effekt noch. Dass das Gehäuse tatsächlich bei beiden Modellen jeweils um einen Millimeter gewachsen ist – von 40 auf 41 mm und von 44 auf 45 mm –, das vergesse ich schon nach wenigen Stunden tragen. Erst als ich meine alte Series 5 für einen Vergleich anlege, trifft es mich wie aus dem Nichts: Die Ränder meiner alten Watch wirken auf einmal geradezu riesig. Trotz nahezu gleich großem Gehäuse habe ich das Gefühl, von einem kleinen auf ein großes Modell gewechselt zu sein. Aber eben nur im direkten Vergleich.
Neue Produkt-KategorienApple macht sich bereit für die Zeit nach dem iPhone Neu und in Farbe
Dass die Watch trotzdem als sofortiger Hingucker taugt, liegt an den neuen Farben. Nachdem Apple jahrelang auf klassische Uhrentöne wie Gold und Schwarz setzte, präsentierte man letztes Jahr mit Rot und Blau zum ersten Mal richtig bunte Gehäusefarben. Und scheint Geschmack daran gefunden zu haben. Nicht nur gibt es einen neuen, sehr schicken Grünton, mit Ausnahme des roten Modells wurden auch alle anderen Farben erheblicher verändert, als es bei den Vorgängern der Fall war.
So strahlt das Blau nun noch heller, statt eines klaren Silbers oder Golds gibt es beim Aluminium-Modell den neuen Ton Sternenlicht, ein Silber mit leichtem Goldglanz. Mein Testgerät in Mitternacht ist dagegen die schwärzeste Apple Watch, die es je gab. Der neue Farbton ist deutlich dunkler als das bisherige Spacegrau. Nur wenn ich genau hinschaue, erkenne ich in der richtigen Beleuchtung, dass es sich beim vermeintlichen Schwarz eigentlich um einen sehr, sehr dunklen Blauton handelt. Ein sehr schicker Effekt.
Der macht die Wahl des entsprechenden Bandes aber überraschend schwer. Trotz des neuen Gehäuses passen weiter alle älteren Armbänder der Vorgänger für die entsprechende Gehäusegröße. Beim Mitternachts-farbenen Testmodell muss ich aber plötzlich bei der Farbwahl einerseits das sehr dunkle Gehäuse und andererseits den Blaustich bedenken, wenn ich ein anderes Band wähle. Das gilt natürlich auch bei den anderen Farben. Wer von den Vorgängern viele Bänder besitzt, sollte beim Kauf die Farbwahl bedenken.
Ein echter Lichtblick
Das Display selbst bringt mich ebenfalls mehr zum Hinschauen. Das hat vor allem zwei Gründe: Durch das Neudesign hat Appleknapp 20 Prozent mehr Bildfläche aus dem Gehäuse herausgeholt, zudem ist der Bildschirm nun erheblich heller als beim Vorgängermodell. Und zwar sowohl im Normalbetrieb als auch wenn die Uhr in Always-on-Modus wechselt. Gerade letzteres ist enorm nützlich: Man kann die Uhr nun noch besser ablesen, ohne den Arm anzuheben und das Display "aufzuwecken". Vor allem bei klassischen Uhren-Watchfaces lässt die Apple Watch 7 sich selbst dann noch gut ablesen, wenn sie fast komplett von den Augen weggedreht ist.
Die gewachsene Bildfläche der Uhr selbst bringt zwar ebenfalls Vorteile, so groß wie bei der ersten Display-Vergrößerung bei der Apple Watch Series 4 fallen sie aber nicht aus. So erlaubt das neue Watchface "Modular Duo" erstmals, im Infograf zwei vollwertige Komplikationen unterzubringen, dafür verliert man aber Platz für gleich vier kleinere Komplikationen. Dass Text-Inhalte wie SMS nun einige Zeilen mehr Schrift zeigen, ist zwar auch nett, eine Revolution ist es aber nicht. Und auch das Anschauen von Fotos macht – anders als von Apple beworben – auf dem gewachsenen Display immer noch nicht so richtig viel Spaß. Schließlich ist das iPhone mit seinem größeren Bildschirm selten weit entfernt.
Eine der nützlichsten Neuerungen ist in Deutschland leider nur sehr beschränkt nutzbar: Apple hat der Series 7 als erster Apple Watch eine vollwertige Tastatur spendiert. Einmal aktiviert, lässt sie sich in allen Texteingabe-Feldern als Option neben dem Hineinkritzeln oder der Diktierfunktion nutzen. Statt mühsam alles zu tippen, versucht Siri anhand des Kontextes und der Eingabe, passende Vorschläge zu machen, was im Test auch gut funktionierte. Leider gibt es einen großen Haken: Die Tastatur ist wegen der Vorschläge nur für wenige Sprachen verfügbar, darunter Englisch und vereinfachtes Chinesisch. Alle anderen können die Tastatur über die Spracheinstellungen zwar umständlich einschalten, weil sie alle Eingaben in die eingestellte Sprache korrigieren will, macht das aber noch sehr wenig Sinn. Die gute Nachricht: Weil es sich um ein reines Software-Feature handelt, kann Apple die deutsche Tastatur jederzeit nachreichen. Wann das passiert, ist aktuell aber leider noch offen.
Schnelllader mit kurzem Atem
Während sich die echten Vorteile des neuen Displays in Grenzen halten, bringt es einen sehr klaren Nachteil mit sich: Die Akkulaufzeit sinkt merklich. Apple verspricht wie bei den Vorgängern einen ganzen Tag Nutzung. Doch während das in der Vergangenheit immer großzügig übertroffen wurde, ist es bei der Series 7 leider nicht im selben Maße der Fall. Ist das Always-on-Display eingeschaltet, ist an einen vollen zweiten Tag Nutzung nicht mal zu denken, selbst ohne Sport kann die Uhr abends keine halbe Ladung mehr vorweisen. Interessanterweise scheint das nicht am helleren Always-on-Modus zu liegen: Während meine über ein Jahr alte Series 5 mit dunklem Display eigentlich fast immer einen zweiten Tag schafft, ist bei der Series 7 selbst in diesem Modus meist am frühen Abend des zweiten Tages die Puste aus.
Verschmerzen lässt sich die eher gesunkene Laufzeit durch eine weitere Neuerung: Als erste Apple Watch lässt sich sie Series 7 schneller aufladen. Und das wirklich spürbar: Hänge ich die Watch eine Viertelstunde ans Kabel, ist die Akkuanzeige am Ende stets um 30 bis 40 Prozent nach oben geschnellt – also mindestens einen halben Tag Nutzung. Das ist beeindruckend.
Moderne Kabelage
Mit jedem Netzteil geht das aber nicht: Die Schnelladefunktion funktioniert nur mit dem neuen Ladekabel, das der Uhr beiliegt. Und auch dann leider nur mit der neuen Watch: Meine ältere Uhr lädt am neuen Kabel weiter im normalen Tempo, hier sind nur 15 bis 20 Prozent in einer Viertelstunde drin.
Leider birgt das Kabel eine weitere Tücke: Statt des bislang bei der Watch üblichen USB-2-Steckers setzt es nun auf den modernen Standard USB-C. Ein entsprechendes Netzteil legt Apple aber nicht bei. Wer also kein solches hat, muss es sich dazu kaufen. Oder sich anderweitig behelfen: Bei mir ließ sich das Kabel etwa auch an der USB-C-Buchse eines Notebooks nutzen und lud trotzdem in Turbogeschwindigkeit. In Zukunft wird der Verzicht auf USB-2 ohnehin zum Vorteil: Immer mehr Geräte setzen auf USB-C, in den nächsten Jahren dürften eher die USB-2-Netzteile zur Rarität werden. Bewusst sollte einem die Umstellung aber trotzdem sein.
Außen neu, innen bekannt
Im Innern der Watch hat sich indes wenig getan. Der neue S7-Chip gleicht weitgehend dem des Vorgänger-Modells, die Neuerungen dienen in erster Linie dazu, das größere Display zu befeuern. Das ist in Ordnung: Schon die Series 5 fühlte sich zu keinem Moment langsam an, prozessorintensive Apps wie Spiele oder Bildberechnung werden anders als auf dem iPhone kaum eine Rolle spielen. Ein Geschwindigkeitssprung würde der Watch mit Ausnahme möglicher Akku-Verbesserungen also gar keinen echten Vorteil bringen. Anders als die jüngsten iPhones unterstützt die Apple Watch nach wie vor nicht den modernen Mobilfunkstandard 5G. Das ist verzeihlich, weil die schnelle Internetverbindung auf der Watch noch kaum einen Vorteil bringt.
Schade ist da eher, dass sich auch bei den Sensoren im Vergleich zur Apple Watch Series 6 nichts getan hat. Das neue Modell bietet natürlich alle bisher eingeführten Gesundheitsfunktionen, etwa die im letzten Jahr eingeführte Messung der Blutsauerstoffsättigung, auch ältere Funktionen wie Warnungen bei Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus oder Sturzerkennung sind an Bord. Neu hinzugekommene Verbesserungen wie die automatische Erkennung von Radfahren funktionieren zwar ausgesprochen zuverlässig und sind sehr willkommen, sie kommen wie das Tracking von Pilates und Tai-Chi aber per Software-Update auch auf die älteren Modelle. Als Kaufgrund taugen sie nicht.
Den bekommen nur Sportler, die ihrer Uhr auch mal mehr abverlangen: Dank des neuen Designs und der verwendeten Materialien ist die Apple Watch Series 7 so robust wie nie, verspricht Apple. Das Glas ist bruchfester, das Gehäuse besser vor Kratzern geschützt. Tatsächlich sieht die Watch auch nach zwei Wochen des Tragens im Wald, auf dem Spielplatz und beim Sport aus wie neu. Zudem ist die Series 7 als erste Watch nach iP6X staubgeschützt.
Fazit: Apple im Wettbewerb mit sich selbst
Die neue Series 7 ist ohne Zweifel die bisher beste Apple Watch. Das größere Display ist ausgesprochen hell, das neue Design wirkt schick und die Schnellladefunktion macht es einfacher, die Watch nur mal kurz zu betanken. Das wiegt sogar den Nachteil auf, dass sie wirklich jeden Tag an den Strom muss. Was die Kombination aus Sporttracking, Bedienbarkeit und Smartwatch-Funktionen angeht, bleibt Apples Uhr ohnehin bisher ohne echten Konkurrenten.
Und das ist tatsächlich ihr größtes Problem – wenn man es denn so nennen will: Die alten Apple Watches sind zu gut, um eine uneingeschränkte Kaufempfehlung auszusprechen. Die Unterschiede der Series 7 zu den Vorgängern sind zwar vorhanden, aber eigentlich nicht so groß, dass sie einen Umstieg rechtfertigen. Für jeden, der eine Apple Watch 5 oder jünger hat, gibt es nur sehr wenig Anreiz, zum neuen Modell zu greifen. Selbst die Apple Watch 4 dürfte den meisten noch ausreichen, hier sind mit dem nun größeren Always-On-Display, dem überarbeiteten Pulsmesser mit Blutsättigungsmessung und dem verbesserten Höhenmesser über die Jahre aber genug Neuerungen zusammen gekommen, um das Upgrade zu rechtfertigen.
Wer seine erste Smartwatch kauft oder eine ältere Apple Watch besitzt, muss aber nicht lange nachdenken: Die Apple Watch Series 7 ist ganz klar die beste Smartwatch auf dem Markt. Alternativen gibt es für Sportler, etwa die Polar Grit X Pro oder die Garmin Fenix 6. Beide sind allerdings bei den Smartwatch-Funktionen Apple unterlegen. Die beste Smartwatch für Android-Nutzer ist die Samsung Galaxy Watch 4.
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